Tiefenpsychologie

Die „tiefenpsychologische“ bzw. „psychodynamische Psychotherapie“ geht davon aus, dass wir unser Leben nicht nur bewusst planen und steuern, sondern dass es auch von unbewussten, aber im Prinzip bewusstseinsfähigen Faktoren, von kreativen Motiven und Energien, aber ebenso von belastenden Gefühlen (Scham, Angst, Schuld, blockierte Wut etc.), angetrieben und gelenkt wird. Diese wiederum sind durch unverarbeitete Prägungen (unbewusste, aber durchaus aktive kindliche Identifizierungen), Verletzungen und Konflikte bedingt, die als zeitstabile Muster von unserem familiären und gesellschaftlich-kulturellen Umkreis herrühren. Diese Muster bestehen als Kompositum aus zwei Faktoren: Einerseits treffen sie uns passiv als „Widerfahrnisse“, wir sind ihnen ausgesetzt, andererseits werden sie von uns stets in einmalig individueller Weise aktiv und „perspektivisch“ angeeignet und verarbeitet, was ihre Umbildung und Transformation möglich macht („transformative Psychotherapie“). Wer Letzteres verkennt (und diese Verkennung ist „normal“!), entwickelt zunächst eine „Opferpsychologie“.

In der tiefenpsychologischen Psychotherapie werden sowohl positive Ressourcen und Resilienzen als auch Verletzlichkeiten, Hemmungen und innere Konflikte auf dem Hintergrund der persönlichen Lebens- und Beziehungsgeschichte als im Prinzip kreative, aber aktuell „dysfunktionale“, also nicht mehr dienliche Überlebensstrategien erlebbar gemacht und damit einem durchdringenden Selbstverstehungsprozess zugeführt. Dadurch sollen Entwicklungsblockaden gelöst, die „verborgenen Schätze“ eines Menschen gehoben und die Bewältigung der anstehenden und künftigen Lebensaufgaben unterstützt werden.

Dazu ist es im Sinne von Viktor Frankl (Existenz- und Logotherapie) nötig, die Möglichkeiten und den Sinn eines Lebens, einschließlich seiner Leiden, mittels „Biografiearbeit“, „Charakter- und Situationsanalyse“ und mittels „Schicksalsarbeit“ zu erfassen, da ohne ein Wohin und Wozu alles Wissen um das Woher und Warum unfruchtbar bleibt.